Das Sozialprestige eines Vornamens
Namen vermitteln ein Image. Vermutlich geht es Dir nicht anders als den meisten anderen Menschen: Hinter den Namen Luca, Hansgeorg, Justin und Murat vermutest Du, wenn Du keine weiteren Informationen über die Namensträger hast, vier ganz unterschiedliche Personentypen. Und da es fast allen Menschen so geht und viele Menschen mit demselben Namen ähnliche Stereotype verbinden, haben Namen so etwas wie ein »Sozialprestige«, das wir für zahlreiche Namen ermittelt haben und auf dem Vornamen.blog ausweisen.
Jeder kennt das: Wenn man einen Vornamen hört, hat man oft unmittelbar bestimmte Assoziationen dazu, selbst wenn man keine einzige Person mit diesem Namen persönlich kennt. Man denkt zum Beispiel, der Name gehöre bestimmt zu einer eher älteren Person oder umgekehrt zu einem jungen Mädchen, ordnet den Namen bewusst oder unbewusst einer bestimmten Region oder sogar einem bestimmten sozialen Milieu zu. Die Namen Kevin und Chantal haben es in diesem Zusammenhang sogar zu einer kleinen Berühmtheit geschafft. Diese assoziative Rezeption von Vornamen hat viele Ausprägungen und Facetten, von denen wir den Aspekt des sozialen Ansehens versucht haben, in einem »Sozialprestige für Vornamen« zusammenzufassen.
Wie kann ein Vorname ein Sozialprestige haben?
Vornamen unterliegen in ihrer Beliebtheit modischen Schwankungen. Namen, die vor zehn oder zwanzig Jahre noch als altmodisch angesehen wurden, sind heute zum Teil wieder populär. Umgekehrt kann man davon ausgehen, dass die derzeit beliebtesten Vornamen in zwanzig Jahren zum großen Teil wieder aus den Top-10-Listen der beliebtesten Vornamen verschwunden sein werden. Aber nicht nur die Tatsache, ob ein Name besonders beliebt ist oder nicht, ändert sich im Zeitverlauf, sondern auch, in welchen sozialen Milieus bestimmte Vornamen besonders häufig vergeben werden. Ist nun aber ein Name in bestimmten sozialen Milieus besonders beliebt und wird dort besonders häufig vergeben, nehmen wir dies alle unbewusst wahr und assoziieren diesen Namen mit dem entsprechenden Milieu. Vornamen haben also so etwas wie ein Ansehen oder eben ein Sozialprestige, selbst wenn wir uns das nicht bewusstmachen oder zum Teil sogar als unerwünscht ansehen. Diese »Vorurteile« gegenüber Vornamen sind inzwischen in zahlreichen Studien belegt, die auch zeigen, dass der Vorname Einfluss auf die Einstellung von Lehrern und Arbeitgebern gegenüber Schülern bzw. Bewerbern haben können.
Wie wird das Sozialprestige eines Namens ermittelt?
Das Sozialprestige, das für einen Großteil der Namen auf diesem Vornamen.blog ausgewiesen wird, spiegelt die sozialen Milieus wieder, in denen ein Vorname in den letzten Jahren besonders häufig vergeben wurde. Berücksichtigt haben wir dabei sozioökonomische Faktoren wie das Bildungsniveau, Einkommen, Vermögen, Armutsgefährdung, den Empfang staatlicher Unterstützungsleistungen und die Wohnsituation der Eltern. Die Analyse basiert auf mehr als 300.000 Beobachtungen, für die diese Angaben vorlagen. Natürlich kann das ausgewiesene Sozialprestige nur ein grober Indikator sein. Ohnehin gilt für jeden einzelnen Vornamen, dass er in nahezu jedem sozialen Milieu anzutreffen ist - das Sozialprestige ist lediglich ein Indikator dafür, in welchen sozialen Milieus ein Name in den letzten Jahren besonders häufig vergeben wurde. Aber wenn Du Dir eine Reihe von Namen mit hohem oder niedrigem Sozialprestige auf unserer Seite anschaust, wirst Du wahrscheinlich sehr häufig feststellen, dass sich das ausgewiesene Sozialprestige mit Deiner eigenen Wahrnehmung deckt. Für zahlreiche Namen weisen wir kein Sozialprestige aus; dies sind solche Namen, für die uns so wenige Beobachtungen vorliegen, dass sich das Sozialprestige nicht seriös berechnen ließ. Einige Namen, für die sich nach dieser Auswertung ein besonders hohes Sozialprestige ergibt, sind beispielsweise Grete, Leevi, Alexis oder Ove.