Kevinismus & Chantalismus
Vornamen stehen nicht allein für sich in einem luftleeren Raum. Sie haben eine Geschichte, oft auch ein gewisses Sozialprestige, und sie lösen in den Menschen, die sie hören, Vorurteile aus. Besonders häufig treten diese Vorurteile bei einigen Vornamen aus dem englischsprachigen Raum auf.
Es gibt diese Vornamen, die wir kaum gehört haben und schon lösen sie in uns Abneigung aus. Einfach, weil sie einen schlechten Ruf haben oder weil wir automatisch an bestimmte historische Figuren mit diesem Namen denken müssen, die keinen positiven Fingerabdruck in der Weltgeschichte hinterlassen haben. Doch es gibt Vornamen, die ihren schlechten Ruf den Eltern zu verdanken haben, die diese Namen gefühlt inflationär vergeben haben. Die wohl besten Beispiele: Kevin und Chantal.
Die Krankheit namens Kevinismus
Zu den besonders bekannten Opfern des Kevinismus/Chantalismus zählen:
Das an sich wäre sicher kein Problem, wäre da nicht das deutsche Nachmittagsfernsehen mit seinen »Reality« Soaps, die sich besonders gern am Leben der so genannten Unterschicht abarbeiten. Die meist überspitzt gescripteten Geschichten brachten Jacqueline, Dustin und Co. schnell einen schlechten Ruf ein. Einen so schlechten Ruf, dass der bloße Name mittlerweile reicht, damit das Kennenlernen von negativen Vorurteilen begleitet wird.
»Justin ist verhaltensgestört und Mandy leistungsschwach«
Mehrere Studien und Umfragen haben sich bereits Kevinismus und Chantalismus angenommen und sind zu dem Ergebnis gekommen: Kevins haben es nicht leicht im Leben. So ergab eine Studie der Uni Oldenburg unter Grundschullehrern, dass diese mit einer gewissen Voreingenommenheit kämpfen müssen, wenn sie die Namen ihrer Schützlinge hören. Etwa 2000 Lehrer wurden gebeten, Fragen zu Assoziationen mit Vornamen zu beantworten. Hierbei erhielten sie keine Namenslisten, sondern durften die Namen frei wählen. Die Ergebnisse sind recht eindeutig.
So wurden beispielsweise Kevin, Justin, Dennis, Marvin und Jacqueline besonders häufig als Antwort auf die Frage genannt, welche Vornamen die Assoziation »verhaltensauffällig« bei Lehrern hervorriefen. Ähnlich sieht es bei der Assoziation mit »leistungsschwach« aus. Hier finden sich Mandy, Kevin, Chantal, Justin, Angelina und Marvin auf den vorderen Plätzen.
Die befragten Lehrer waren sich dabei durchaus bewusst, dass sie besser eine gesunde Distanz zu diesen Vorurteilen aufbauen sollten. Denn ein Kevin ist aufgrund seines Namens nicht automatisch ein schlechterer Mensch oder Schüler. Aber einzelne Ausnahmen können gern einen gegenteiligen Eindruck vermitteln.
Grundsätzlich würden wir von ausländischen Namen nicht abraten – die Grenzen zwischen »geht« und »geht nicht« sind fließend. Ob Eltern diese Namen aber wirklich vergeben wollen, ist eine Entscheidung, die sie für sich selbst treffen müssen.