Horst, Heini und Co. – Wenn Namen zu Schimpfwörtern werden

Menschen sind recht talentiert darin, Schimpfwörter zu kreieren. Sei das durch Umfunktionieren von Bezeichnungen für Körperteile oder durch Vergleiche mit diversen Tieren oder Gegenständen – wir finden immer Wege, um Mitmenschen deutlich zu machen, wie doof wir sie finden. Diese Wege beinhalten auch Vornamen, wie Kreationen wie Vollhorst und Alpha-Kevin zeigen. Doch wie kommt es dazu?

Horst, Heini und Co. – Wenn Namen zu Schimpfwörtern werden

Vornamen als Schimpfwörter oder zumindest abschätzig zu verwenden, ist keine neumodische Erfindung. Zwar sind Vollhorst und Alpha-Kevin Kreationen der jüngeren Generation, doch schon unsere Großväter und –mütter haben Vornamen zu Schimpfwörtern umfunktioniert. Ob ein Vorname Schimpfwort-Potential hat, hängt allerdings von diversen Faktoren ab. Wir sagen schließlich nicht ohne Grund Vollhorst statt Vollkatharina.

Was ist das für ein Heini?

Einige Schimpf-Namen, wie Heini und Uschi, wirken altmodisch, wir benutzen sie aber nicht, weil sie alt sind. Stattdessen sind diese Namen einfach schon so lang in Gebrauch, denn sie stammen aus der Zeit unserer Großeltern. Heini und Uschi sind Kurz- bzw. Koseformen von Namen wie Heinrich und Ursula, die früher vor allem von Bediensteten oder Landarbeitern getragen wurden. Daher wurden gerade die Kurzformen häufig mit Bildungsferne und Ländlichkeit in Verbindung gebracht und sie erhielten einen schlechten Ruf. Die Oberschicht und das Bildungsbürgertum bevorzugte hingegen die Vollform der Namen.

Etwas ganz ähnliches passiert heute auch noch, nur dass es heute nicht zwingend Kurzformen von Namen trifft, sondern ausländische, besonders jene aus dem englischsprachigen Raum. Das Stichwort lautet hier: Kevinismus. Vornamen wie Kevin, Dustin oder Jacqueline werden vor allem der vermeintlich bildungsfernen Unterschicht zugeordnet und haben prompt ihren Ruf weg. Nicht umsonst finden wir heute das Schimpfwort Alpha-Kevin, welches den so Titulierten als Anführer der Idioten verunglimpfen soll.

Horsts tiefer Fall

Der Vorname Horst hat einen besonders tiefen Fall hinter sich. Während der 1930er Jahre bis in die 1940er erfreute sich dieser nämlich größter Beliebtheit, weshalb Horst heute beinah schon Synonym mit unserer Großväter-Generation zu gebrauchen ist. Heute ist der Name nicht nur sehr, sehr selten, er ist zum Schimpfwort verkommen. Wer sich zum Vollhorst macht, sollte dringend seine Lebensentscheidungen überdenken, denn er macht sich gerade zum Idioten. Warum das so ist, hat mehrere Gründe.


Zum einen wurde der Name in den 60er und 70er Jahren für so manchen Scherz genutzt. Bestes Beispiel dafür ist: »Wohin fliegt ein schwuler Adler? Zu seinem Horst!«. Die homophobe Gesellschaft tat ihr übriges. Doch damit nicht genug. In den 90er Jahren ging die »Generation Horst« in Rente. Ein Horst war ab sofort ein alter Mann, ein Tattergreis, jemand, der mit der neuen modernen Gesellschaft nicht mehr umgehen kann. Und dann kam Hape Kerkeling, kreierte Horst Schlämmer und das Schicksal des Vornamens war besiegelt.

Was bringt die Zukunft für Horst und Co.?

Für Horst werden die schlechten Zeiten noch etwas anhalten, doch früher oder später wird sicher auch dieser Name wieder ein Revival feiern können. Welche Vornamen es in Zukunft ebenfalls treffen wird, kann nicht vorausgesagt werden. Vielleicht lässt sich demnächst einmal ein Martin oder eine Lena etwas vor aller Öffentlichkeit zu Schulden kommen und wir bekommen neue Schimpfnamen. Bis dahin müssen Horst und Kevin noch aushalten.

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